Freitag, 29. Juli 2011

Zombie in Norwegen, Zombies bei uns: Über Gewaltprobleme in der Gesellschaft

Ausgangspunkt für diesen Blogpost war ein Artikel auf Sueddeutsche.de über das Attentat in Norwegen, den ich vor zwei Tagen auf Facebook empfohlen hatte. Eine Bekannte hatte daraufhin ein ausführliches Kommentar verfasst, und da ich merkte, dass auch ich viel zu diesem Thema zu sagen habe und es mir sehr wichtig ist, habe ich beschlossen, die Konversation auf meinem Blog hier zu veröffentlichen und zur Diskussion freizugeben. Kommentare sind also ausdrücklich willkommen.

Als Anmerkung: Wenngleich es sicher gut wäre, wenn Ihr den Artikel der Sueddeutschen lesen würdet, ist er jedoch nicht zwingend erforderlich, um die Konversation, die daraus entstand, zu verstehen. Zumal die meisten sicher gut informiert sind über die schrecklichen Ereignisse dieser Tage.

Hier der Artikel:
http://www.sueddeutsche.de/politik/anschlaege-in-norwegen-wie-virtueller-hass-zu-blutigen-taten-wird-1.1124530

Kommentar (von Aida Ben Achour):

Nach dem 11. September, bei dem wir alle gleichermaßen entsetzt waren, hat sich die Rezeption in Westeuropa vornehmlich auf die von Islamisten verübten Attentate konzentriert. Dass sich jedoch rechter Terror ebenso aggressiv verbreitet, wurde irgendwie immer leicht unter den Teppich gekehrt. Wenn sich in den Niederlanden ein Rechtspopulist ungestraft darüber hermacht, den Koran mit Hitlers mein Kampf zu vergleichen, aber gleichzeitig dessen rechte Thesen selbst propagiert, dann ist etwas wirklich aus dem Gleichgewicht geraten. Und auch das trifft auf beide Terrorgruppen gleichermaßen zu: Sie sind retrospektiv, Angstüberträger und -verbreiter und zuletzt unglaublich ungebildet und unwissend !!!!!!!!!!! Dagegen gilt es anzuarbeiten ... in jedem Land dieser Erde!

Meine Antwort:

Genau so ist es. Gewalt und Terror gibt es leider überall, in allen Bereichen. In der Gesellschaft (egal ob Islamist, Rechter, Linker, bekannte und erfolgreiche Persönlichkeit, wer auch immer), im Privaten (wie ich selbst jüngst des Öfteren erfahren musste). Niemand ist davor gefeit, in keinem Bereich. Eine Weile mag man sich vielleicht raushalten können, möglicherweise sogar viele Jahre, aber es ist eine Illusion zu glauben, man werde selbst niemals betroffen sein. Daher geht es auch jeden etwas an und jeder ist dazu verpflichtet, seinen Teil beizutragen, um Missstände zu beseitigen, wie auch immer dieser Teil aussehen mag und so gut, wie es demjenigen eben möglich ist. Jedes Engagement zählt.

Ich finde und fand es auch immer schon wichtig, dass man beim Thema Gewaltlosigkeit bei sich selbst anfangen muss, auch wenn dies schwierig ist und nicht immer gelingt. Das ist eine Arbeit an sich selbst, die jeder tun sollte. Denn wie kann man Frieden schaffen und Gutes tun, wenn man selbst gewalttätig vorgeht? Das ist eine Frage von Werten, an denen man sein Handeln ausrichtet. Und Gewaltlosigkeit sollte und muss ein absoluter Wert sein. Wenn dies jeder verinnerlicht hat, kann viel schlimmes überhaupt gar nicht erst entstehen. Der norwegische Attentäter hatte diesen Wert nicht verinnerlicht. Die Rechtspopulisten, Rechtsextremen (wo ist überhaupt der Unterschied zwischen Rechtspopulist und Rechtsextremem? Wahrscheinlich keiner) und linken Gewalttäter haben dies nicht verinnerlicht, genauso wenig wie die Islamisten. Stattdessen werden Feindbilder als innere Werte aufgebaut, an denen man sich orientiert und die dann nie wieder hinterfragt werden.

Ich denke, ein großes Problem ist, dass Gewaltfreiheit kein wirklicher, gesellschaftlicher Wert mehr ist, auch nicht bei uns in Deutschland. Es wird zwar immer das Gegenteil behauptet, aber vorgelebt wird etwas anderes, auch z. T. von den Autoritäten. Beruflich und gesellschaftlich anerkannt ist nicht, wer friedlich vorgeht, sondern wer kämpft, sich durchboxt und den Feind besiegt. Das ist die Realität, wie wir sie haben. Dass sich diese Einstellung negativ durch alle Ebenen des Lebens fortsetzt, ist dann nur die logische Konsequenz. So wie Hass und Terror, der im Internet verbreitet wird, die Köpfe der Menschen vergiftet, so tut dies auch Gewalt in Beruf und Alltag. Denn Gewalt beginnt im Kopf.

Hier fällt mir der Hit der Cranberries ein: "Zombie". Der Text des Songs behandelt den Nordirlandkonflikt (was mir lange nicht bewusst war, da ich die Musik einfach nur mochte und den Text nicht kannte), er kann aber problemlos auf andere Situationen von Gewalt übertragen werden: "What's in your head, in your head? Zombie! Zombie! Zombie-e-e-e-oh!". Der Text dieses Lieds ist super, ich kann ihn jedem nur wärmstens empfehlen.



2 Kommentare:

  1. Ich kann nur jedem, der sich zu dem Thema äußert, empfehlen, sich erst einmal über mögliche andere Hintergründe und Motive für die Anschläge zu informieren, und nicht die Lügen der Mainstreampresse zu übernehmen.

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  2. es gab einen Fehler, daher musste ich den Post löschen und neu einstellen. Der anonyme Kommentar, der bereits bestand, wurde von mir ebenfalls neu erstellt.

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