Donnerstag, 20. Oktober 2011

Heute

Der Kopf, linksseitig, zieht. Er zieht
an den Menschen, an den Toren der Welt,
will sie verschlingen, will sie beherrschen,
unglückseeliger.

Eine Stimme spricht voller Schmerz, voller
Freude und Liebe, zerstört die blau
pulsierende Ader mit Wut
der Enttäuschung.
Das Wissen und der Verstand spricht für die Welt,
das Herz spricht dagegen.
Nein. Doch.
Vielleicht.

Erschöpfung besiegt den Zweifel, bringt
sich zum Schweigen, zur Ruhe,
zum Frieden viel zu selten.
Der Mensch will keinen Frieden, er will
nur sich selbst.
Schade.
Doch meinen Hoffnung ist leider
unsterblich.



Dienstag, 9. August 2011

Schreiben macht nackt

Paulo Coelho twitterte vor einigen Wochen: “Writing is a socially acceptable form of getting naked in public”. Also gut, wenn er das sagt, probier ich das mal und nerv Euch ab heute täglich. Der Tag war irgendwie ziemlich anstrengend stressig. Und wenn ich die heutigen Schlagzeilen durchblättere, dann erging es mir anscheinend nicht als einzigem so. Aber ein paar Lacher gab’s zum Glück auch, mein absoluter Favorite: „EILMELDUNG!!! +++DAX wird ausgesetzt+++“ http://twitpic.com/h8os. Solange wir unseren Humor nicht verlieren, wird’s schon schief gehen. Ansonsten die Erkenntnis, dass zu viel Facebook-Surfen dann doch leicht knülle macht, und nachdem man den zehnten Zeitungsartikel in Folge durchgepowert hat, können die Äuglein wehtun. Ich hasse das Prinzip des richtigen Maßes. Genauso hasse ich Computerfrickelprobleme, geht es mir eigentlich als einzigem so, dass ich mich an einem einzelnen Mini-Pippifax-Technikshitproblem oft zwei Stunden aufhalten muss. 2 STUNDEN! Insofern war es auch mal wieder der Tag des kotzenden Details. Ah, das klingt jetzt so negativ, so schlimm war’s dann auch nicht, bin nur immer noch etwas gestresst. Auch lustig das hin und her in der Fluglotsensache: Erst wollen sie, dann dürfen sie nicht, dann dürfen sie, und jetzt dürfen sie wieder nicht in letzter Sekunde wegen der Friedenspflicht. Naja, Leute, die dann irgendwann am Flughafen sitzen bleiben müssen, werden das weniger lustig finden. Sascha Lobos jüngster Tweet https://twitter.com/#!/saschalobo/status/100561294318505984 hingegen bestärkte mich wieder darin, dass ein Artikel, an dem ich gerade arbeite, vielleicht doch eine gewisse Relevanz besitzt und nicht (allein) auf willkürlich persönlichen Beobachtungen beruht. Jetzt muss ich diesen nur noch auf den Punkt bringen. Auf den Punkt bringen, was soll’n das. Wer sich das ausgedacht hat, dem sollte ich auch mal ne Mail schreiben.

Das Wetter war ja auch nicht so toll heute, aber in meinem Zimmer regnet es ja zum Glück nicht.



Samstag, 6. August 2011

Fang die Fliege

Als ich gestern so dasaß und über meinen neusten Artikel mit politischem Schwergewicht sinnierte, schwirrte all so plötzlich eine Fliege um meinen Kopf herum. Wie löst man so ein Problem? Am besten mit Konzentration! Aber die Fliege zog beharrlich weiter ihre Kreise. Man könnte ein solches Problem natürlich auch mit einer Fliegenklatsche lösen, aber gemäß eigener Religion, welcher der Buddhismus recht nahe kommt, untersage ich mir das Töten und Essen von Kleinsttieren, mit Ausnahme vielleicht von Hausstaubmilben beim Laufen über meinen Zimmerteppich. Aber Lösungen gibt es ja viele, man muss nur darüber nachdenken. Andererseits konnte ich mich ja nicht von einer Fliege aufhalten lassen, so kurz vor der Lösung des politischen Problems. Also entwickelte ich eine Strategie, vorübergehend die Location meines geistigen Schaffens zu wechseln. Der Stolz verbietet es zwar im Prinzip, dem Feind auszuweichen, aber das Allgemeinwohl wiegt nun mal schwerer. Als ich dann also auf meinem Bett lag, dem Ort der wahren Inspiration, setzte sich der geistige Feldzug in meinem Kopf fort, ein siegesgewisses Lächeln auf meine Lippen legend. Just in diesem Moment der Glorie schwirrte es wieder um meinen Kopf. Was daran liegen mag, dass mein Bett neben meinem Schreibtisch steht, doch zu viel Grübeln bringt einen in so einem Fall nicht weiter, eine Lösung muss her, also Konzentration auf das Problem. Die Plastikabdeckung meiner 50er-CD-Spindel nebst zweimalig gefalteter Zeitung als Verschließmechanismus waren daher schnell zur Hand (meine Version von Fliegenklatsche gefolgt von Rausschmiss aus Badezimmerfenster), und so saß ich dann eingefroren konzentriert auf meinem Drehbürostuhl, Zeitung linke, Plastikfalle rechte Hand, den Blick in die allgemeine Leere gerichtet. Es folgten verschiedene Versuche: 1. Da sitzt sie! Langsam nähern. Laaangsam. Laaaaaaaaangsam… Geschwindigkeit Zack! 2. Versuch: vgl. erstens. 3. DA FLIEGT SIE AUFSPRINGEN ZACK! (aua, meine Hand) 4. „Ich tu so als seh ich Dich nicht“ ZACK! 5. lässig 6. „Fliege, komm schon, draußen ist’s doch viel schöner als drinnen“ 7. Da das interessanterweise alles nichts brachte, setzte ich mich wieder hin und schrieb einfach weiter. Das beeindruckte sie allerdings auch nicht. Also zurück zu meiner Basistheorie des Lebens, infolgedessen sich alle Probleme im Grunde von alleine lösen. Denn als ich auf die Toilette musste und im Flur vor meinem Zimmer das Licht anschaltete (erwähnte ich schon, dass es 3 Uhr morgens war? Sollten Fliegen um diese Uhrzeit eigentlich nicht schlafen?), ging mir ein Licht auf, das Licht in meinem Zimmer während meines Toilettengangs einfach auszuschalten und die Türe meines Zimmers offen zu lassen, dann folget die Fliege sicherlich dem Lichte. Gesagt, geschaltet, gegangen. Bei meiner Rückkehr beäugte ich dann vor- und umsichtig die Luft in meinem Zimmer. Keine Fliege. Oder… nein, keine Fliege. Ha! Meine Theorie des Lebens hat sich bestäti... bzzz.

Schließlich würde es hell und ich schlief ein, eine Lösung erträumend, wie man die Kräfte der Natur bändigt und kontrolliert. Irgendwie fühlte ich mich dabei wie ein Politiker. Eines möchte ich noch betonen: Die Fliege ist Schuld daran, dass dieser Artikel hier fertig wurde und nicht der politische! Wie ich das Problem schließlich wirklich löse, erfahrt ihr in der nächsten Ausgabe. Brauche Kommentarsupport!



Freitag, 29. Juli 2011

Zombie in Norwegen, Zombies bei uns: Über Gewaltprobleme in der Gesellschaft

Ausgangspunkt für diesen Blogpost war ein Artikel auf Sueddeutsche.de über das Attentat in Norwegen, den ich vor zwei Tagen auf Facebook empfohlen hatte. Eine Bekannte hatte daraufhin ein ausführliches Kommentar verfasst, und da ich merkte, dass auch ich viel zu diesem Thema zu sagen habe und es mir sehr wichtig ist, habe ich beschlossen, die Konversation auf meinem Blog hier zu veröffentlichen und zur Diskussion freizugeben. Kommentare sind also ausdrücklich willkommen.

Als Anmerkung: Wenngleich es sicher gut wäre, wenn Ihr den Artikel der Sueddeutschen lesen würdet, ist er jedoch nicht zwingend erforderlich, um die Konversation, die daraus entstand, zu verstehen. Zumal die meisten sicher gut informiert sind über die schrecklichen Ereignisse dieser Tage.

Hier der Artikel:
http://www.sueddeutsche.de/politik/anschlaege-in-norwegen-wie-virtueller-hass-zu-blutigen-taten-wird-1.1124530

Kommentar (von Aida Ben Achour):

Nach dem 11. September, bei dem wir alle gleichermaßen entsetzt waren, hat sich die Rezeption in Westeuropa vornehmlich auf die von Islamisten verübten Attentate konzentriert. Dass sich jedoch rechter Terror ebenso aggressiv verbreitet, wurde irgendwie immer leicht unter den Teppich gekehrt. Wenn sich in den Niederlanden ein Rechtspopulist ungestraft darüber hermacht, den Koran mit Hitlers mein Kampf zu vergleichen, aber gleichzeitig dessen rechte Thesen selbst propagiert, dann ist etwas wirklich aus dem Gleichgewicht geraten. Und auch das trifft auf beide Terrorgruppen gleichermaßen zu: Sie sind retrospektiv, Angstüberträger und -verbreiter und zuletzt unglaublich ungebildet und unwissend !!!!!!!!!!! Dagegen gilt es anzuarbeiten ... in jedem Land dieser Erde!

Meine Antwort:

Genau so ist es. Gewalt und Terror gibt es leider überall, in allen Bereichen. In der Gesellschaft (egal ob Islamist, Rechter, Linker, bekannte und erfolgreiche Persönlichkeit, wer auch immer), im Privaten (wie ich selbst jüngst des Öfteren erfahren musste). Niemand ist davor gefeit, in keinem Bereich. Eine Weile mag man sich vielleicht raushalten können, möglicherweise sogar viele Jahre, aber es ist eine Illusion zu glauben, man werde selbst niemals betroffen sein. Daher geht es auch jeden etwas an und jeder ist dazu verpflichtet, seinen Teil beizutragen, um Missstände zu beseitigen, wie auch immer dieser Teil aussehen mag und so gut, wie es demjenigen eben möglich ist. Jedes Engagement zählt.

Ich finde und fand es auch immer schon wichtig, dass man beim Thema Gewaltlosigkeit bei sich selbst anfangen muss, auch wenn dies schwierig ist und nicht immer gelingt. Das ist eine Arbeit an sich selbst, die jeder tun sollte. Denn wie kann man Frieden schaffen und Gutes tun, wenn man selbst gewalttätig vorgeht? Das ist eine Frage von Werten, an denen man sein Handeln ausrichtet. Und Gewaltlosigkeit sollte und muss ein absoluter Wert sein. Wenn dies jeder verinnerlicht hat, kann viel schlimmes überhaupt gar nicht erst entstehen. Der norwegische Attentäter hatte diesen Wert nicht verinnerlicht. Die Rechtspopulisten, Rechtsextremen (wo ist überhaupt der Unterschied zwischen Rechtspopulist und Rechtsextremem? Wahrscheinlich keiner) und linken Gewalttäter haben dies nicht verinnerlicht, genauso wenig wie die Islamisten. Stattdessen werden Feindbilder als innere Werte aufgebaut, an denen man sich orientiert und die dann nie wieder hinterfragt werden.

Ich denke, ein großes Problem ist, dass Gewaltfreiheit kein wirklicher, gesellschaftlicher Wert mehr ist, auch nicht bei uns in Deutschland. Es wird zwar immer das Gegenteil behauptet, aber vorgelebt wird etwas anderes, auch z. T. von den Autoritäten. Beruflich und gesellschaftlich anerkannt ist nicht, wer friedlich vorgeht, sondern wer kämpft, sich durchboxt und den Feind besiegt. Das ist die Realität, wie wir sie haben. Dass sich diese Einstellung negativ durch alle Ebenen des Lebens fortsetzt, ist dann nur die logische Konsequenz. So wie Hass und Terror, der im Internet verbreitet wird, die Köpfe der Menschen vergiftet, so tut dies auch Gewalt in Beruf und Alltag. Denn Gewalt beginnt im Kopf.

Hier fällt mir der Hit der Cranberries ein: "Zombie". Der Text des Songs behandelt den Nordirlandkonflikt (was mir lange nicht bewusst war, da ich die Musik einfach nur mochte und den Text nicht kannte), er kann aber problemlos auf andere Situationen von Gewalt übertragen werden: "What's in your head, in your head? Zombie! Zombie! Zombie-e-e-e-oh!". Der Text dieses Lieds ist super, ich kann ihn jedem nur wärmstens empfehlen.